Sonntag, 27. November 2011

Hirschberg oder Herbede - der Wahnsinn hat System und braucht mehr Widerstand!

"Es ist schon grotesk, wie nun von Seiten der Gemeinde versucht wird, einen nicht fußläufigen Markt außerhalb des Ortskerns attraktiv zu gestalten. Es sollen nun Personen ohne Fahrzeug mit „Bussen“ zum Einkaufen an den Ortsrand gefahren werden. Hätten wir nicht ebenso ernsthaft über Alternativen für einen Markt im alten Ortskern offen und konstruktiv diskutieren und Lösungen finden können, um so dazu beizutragen, dass der alte Ortskern nicht weiter ausblutet? Es ist scheinbar die Frage des „Wollens“, dann gehen auch unkonventionelle Alternativen."
Es geht um die Gemeinde Hirschberg an der Bergstraße. Am 16.11.2011 berichtete das Lokalzeitungsnetzwerk "Hirschbergblog", der Leiter des Edeka-Marktes in Hirschberg möchte nun doch nicht den Markt weiter betreiben. (www.hirschbergblog.de). Vermutet hatte man in Hirschberg schon längst, dass die Gemeinde ihr Versprechen, den Markt in der Ortsmitte für längere Zeit zu erhalten, nicht einhalten würde. Der vom Marktleiter in Absprache mit der Gemeinde angebotene Fahrdienst wird daher eher als eine „Beruhigungspille“ angesehen.

In Hirschberg hat sich eine Bürgerinitiative gebildet: "Wir brauchen die Ideen aller Bürger in der Gemeinde, auch der Bürger und Bürgerinnen, die nicht in Vereinen und Parteien organisiert sind. Nur so können wir erreichen, dass Hirschberg die richtigen Entscheidungen für die Zukunft trifft, die auch von der Mehrheit aller Bürger getragen werden kann."

In Herbede liegen die Dinge ein wenig anders. Das Grundstück im Gerberviertel, das an einen Lebensmittelsupermarktbetreiber verkauft werden soll (diese Branche zahlt derzeit die höchten Preise), liegt zwar nicht am Ortsrand, sondern "nur" etwa 300 m von der Mitte des gewachsenen Zentrums, allerdings durch eine stark befahrene Straße getrennt, entfernt, aber die Konsequenzen werden dennoch ähnlich sein: Das Zentrum wird ausbluten, es wird ein "Domino-Effekt" einsetzen und ein kleines Geschäft nach dem anderen wird schließen. Kein Fachmann, der daran zweifelt.

Da der zukünftige Markt aber zu klein sein wird, um alle Artikel, die sich jetzt noch in Herbede erhältlich sind, anbieten zu können, werden viele Produkte in Herbede zukünftig nicht mehr zu kaufen sein. Vielleicht wird dann ein eigener Bus-Fahrdienst ins Stadtzentrum angeboten werden müssen, damit die Bürger sich versorgen können... Schöne Aussichten? Die Kosten dafür bezahlen dann auf jeden Fall die Bürger und schauen auf ihr ehemals vitales Zentrum, in dem sie alles, was sie für den täglichen Bedarf brauchten, auch bekamen.

Die Hirschberger stellen sich die Frage: Tragen wir nicht letztlich alle in der Gemeinde die Folgen der falschen Entscheidung, die nur den Grundstücksbesitzern einen finanziellen Vorteil verschafft hat? Dieselbe Frage stellen sich die Herbeder Bürger auch.

Ob Hirschberg oder Herbede - der Wahnsinn hat System und braucht mehr Widerstand!.

1 Kommentar:

  1. Dass es auch in Witten anders ablaufen kann, belegt die (bisher) öffentlich geführte Diskussion unter Bürgerbeteiligung über die zukünftige Gestaltung der Kornmarktfläche. Hier heißt das Zauberwort "dialogorientiertes Qualifizierungsverfahren" (s. DerWesten, 28.11.11.) Hoffentlich ist das nicht nur eine Worthülse, die genauso schnell wieder in der Zauberkiste der Bürgermeisterin verschwindet, wie sie ihr entschwunden ist. Haben Rat und Verwaltung bei dem Kornmarkt-Projekt tatsächlich umgedacht, dazugelernt? Wenn ja, so fragt man sich unwillkürlich: Warum geht das nicht auch im Gerberviertel in Herbede??
    Man muss sich das auf der Zunge zergehen lassen: Da werden die Begriffe "Dialog" und "Qualifizierung" in einem Zusammenhang genannt, und Bürger und Anwohner sollen beteiligt werden, allein das ist schon erwähnenswert! Hat hier jemand in seinen alten Studienbüchern zur Organisationspsychologie noch mal nachgelesen oder wird hier rhetorisch etwas aufgebarbeitet, was man in Herbede von Anfang an versäumt hat? Wenn sie es am Kornmarkt tatsächlich erst meinen, dann fordere ich das auch für das Gerberviertel ein - quae mutatio rerum!

    AntwortenLöschen