Auch für Dortmund könnte das auf 80 000 Quadratmeter geplante Factory Outlet Center (FOC*) in der Nähe des Autobahnkreuzes in Werl problematisch werden, wenn sich auch Mittelstädte wie Lünen oder Hamm sicherlich mehr Sorgen machen müssten, meint Thomas Schäfer, Hauptgeschäftsführer des Einzelhandelverbandes Westfalen-Münsterland (RuhrNachrichten, 29.11.2011).
Nichts anderes als die Gier von Investorengruppen treibt die Spirale zur Konzentration im Einzelhandel voran, fast immer mit der Unterstützung von extrem kurzsichtigen Politikern, die keine Mühe scheuen, dies als Lösung eines angeblich zukünftigen Versorgungsproblems zu propagieren. Warnungen werden oft überhört. Mit "Handel bringt Wandel" oder "Konkurrenz belebt das Geschäft" hat diese Entwicklung schon lange nichts mehr zu tun.
Es wäre für die Politik ein Leichtes, die Bürger über die Konsequenzen und Risiken immer größerer Zusammenballungen im Konsumbereich zu informieren, die sich ja nicht naturgesetzlich entwickeln. Sie könnte beispielsweise Initiativen von Bürgern unterstützen, die dem Konsumwahn Grenzen setzen wollen und es ablehnen, dass die Antwort auf einen großen Einzelhandelsbetrieb in der Nachbarstadt zwangsläufig ein noch größerer in der eigenen Stadt sein muss.
Dieses unsinnige Streben besteht nicht nur zwischen den miteinander konkurrierenden Ruhrgebietsstädten und ganzen Regionen, es lässt sich sogar im Kleinformat innerhalb Wittens beobachten: Dieselben Ratsmitglieder, die zuvor per Beschluss einen großen Lebensmittelsupermarkt im Hammertal, in Stockum, Heven und Bommern bewilligt haben, fordern für den Stadtteil Herbede, der im Unterschied zu den anderen Stadtteilen Wittens immerhin (noch) einen vitalen Ortskern hat, nicht etwa die Stärkung des vorhandenen Bestandes und damit den Erhalt des Zentrums, sondern einen möglichst noch größeren Lebensmittelsupermarkt - außerhalb des gewachsenen Zentrums. Sie riskieren damit ohne Not dessen Zerstörung. Eine Auswirkungsanalyse ist nicht einmal vorgesehen.
Dass mit der Ansiedlung eines großflächigen Lebensmitteleinzelhandelsbetriebes lediglich die Ansprüche eines einzelnen Betreibers zufrieden gestellt werden, der für seine Logistik mehr Fläche und Platz für seine großen Lieferfahrzeuge braucht, macht sie nicht stutzig, im Gegenteil, die "Politiker" sehen die größeren Flächen für den Verkauf und Parkmöglichkeiten als Chance für eine moderne Versorgungsstruktur. Das finden nicht nur die Herbeder Bürger und Einzelhändler als realitätsfremd und komisch - nicht aber die Mitglieder der großen Parteien im Rat Wittens oder auch in den Räten anderer Städte und Gemeinden. Noch nicht.
*FOC: Fabrikverkaufszentrum, eine Betriebs- und Vertriebsform des Einzelhandels, bei der mehrere Hersteller ihre Markenartikel an einer gemeinsamen Verkaufsstätte verbilligt anbieten
EWI
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